Lean Start-up ist sehr vielseitig einsetzbar

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Für zahlreiche Branchen eine tolle Chance!

Lean Start-up ist sehr vielseitig einsetzbar

Lean Startup bedeutet – richtig eingesetzt – für zahlreiche Branchen und Geschäftsmodelle eine tolle Chance. Das nachstehend beschriebene Modell können Sie für Gründungsideen nutzen. Sie können es jedoch auch einsetzen, wenn Sie konkrete Geschäftszweige, Dienstleistungen oder Produkte optimieren möchten.

Was genau bedeutet „Lean-Startup“?

Dieser Begriff steht für eine überaus effektive und effiziente Methode, mit der Sie Ihre Projekte schnell und kundenorientiert umsetzen. Das iterative[1] Vorgehen ist das Kernelement. Es ist auf einen hohen Durchsatz bei geringer Durchlaufzeit ausgerichtet. Das bedeutet für die Praxis, dass diese Vorgehensweise sehr ressourcenfreundlich ist. Das wiederum bringt jedem Unternehmen einen großen Vorteil.

In dem nachfolgenden Artikel gehe ich darauf ein, wie das genau funktioniert. Danach können Sie entscheiden, wie Sie diesen Prozess in Ihrem Unternehmen einsetzen. Sie können es bei der Teamentwicklung oder vielleicht in einer neuen Geschäftsidee nutzen.

[1] eine häufige Wiederholung von Vorgängen

Die Lean Startup Methode von Eric Ries

Der Klappentext seines Bestsellers aus dem Jahr 2011 lautet: „Lean Startup ist about Learning what your customers really want. It’s about testing your vision continuously, adapting and adjusting before it’s too late“.

Eric Ries ist ein Silicon-Valley Entrepreneur und Autor. Er gilt als Begründer der Lean-Startup-Methode. Er erzielte mit dieser Methode immense Erfolge.

Lean-Startup kommt aus der Praxis des Start-up-Umfelds. Somit dürfte es niemanden verwundern, dass hier ein unkompliziertes „Trial-and-error“ Prinzip entstanden ist. Dieses Prinzip ist ein wesentliches Kriterium im Innovationsprozess von Lean-Startup.

Scheitere schnell, scheitere oft und lasse dabei Überflüssiges los.

Hier kristallisiert sich ganz klar der Unterschied zwischen der klassischen Wasserfallmethode und dem Lean-Startup heraus. Während in der Wasserfallmethode evtl. noch über Ziele diskutiert wird, können Sie Ihrem Kunden mit dem innovativen Lean-Startup häufig schon einen Nutzen liefern, mit dem der Kunde dann auch arbeiten kann.

Bevor wir starten: Einige Begriffe

Wenn wir von Lean-Startup sprechen, fallen häufig die Begriffe „iteratives Vorgehen“ und „MVP“. Iteratives Vorgehen bedeutet die schrittweise Optimierung durch häufige Wiederholungen. Während wir mit MVP den Begriff Minimum Viable[1] Product verbinden, d. h. dem Kunden etwas zu liefern, woraus er sofort einen Nutzen ziehen kann. An dieser Stelle hat der Kunde natürlich noch nicht das Endprodukt. Dennoch ist er arbeitsfähig und kann Schwachstellen sehr schnell erkennen. Dies erspart Kosten bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen oder konkreten Produkten. Frühzeitiges Feedback kann schnell und einfach in die Entwicklung mit einfließen.

[1] Bedeutet wörtlich übersetzt: lebensfähig. Hier: realisierbar oder brauchbar

Was steckt hinter dem iterativen Vorgehen?

Das wiederholte Vorgehen wird auch inkrementelles[1] Vorgehensmodell genannt. Dieses Modell hat seinen Ursprung in der Softwareentwicklung und hat sich dort sehr gut bewährt. Dieses Modell „agile Manifesto[2]““ hat sich mittlerweile auch in vielen anderen Bereichen bewährt. Das sog. Agile Manifest wurde im Jahr 2001 von 17 amerikanischen Softwareentwicklern ins Leben gerufen und definiert agile Denk- und Verhaltensmuster. Diese finden heute noch ihre Anwendung und sind mittlerweile in weiteren Frameworks verschmolzen, wie beispielsweise Scrum.

[1] Inkrement bedeutet so viel wie Zuwachs

[2] Deutsche Bedeutung: Agiles Manifest

Die vier Wertepaare des agilen Manifests

    • Individuen und Interaktionen haben Vorrang vor Prozessen und Werkzeugen. 
    • Funktionsfähige Produkte haben Vorrang vor umfassender Dokumentation. 
    • Zusammenarbeit mit den Kunden hat Vorrang vor Vertragsverhandlungen. 
    • Das Eingehen auf Änderungen hat Vorrang vor strikter Planverfolgung.
Das schrittweise Vorgehen und die häufigen Wiederholungen ermöglichen es uns, dass wir uns step-by-step dem Wunschergebnis nähern. Wir können immer wieder Veränderungen – und somit Verbesserungen – am Produkt (oder Dienstleistung) vornehmen. Weiterhin können natürlich auch wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Dies ist die Basis von Lean-Startup.

Was bedeutet Minimum Viable Product?

Auch hier geht es um die schrittweise Entwicklung. Das MVP ist ein Produkt, dass erst einmal nur die minimalen Anforderungen erfüllt – d. h. die sog. „must haves“. Um das zu verdeutlichen ein einfaches Beispiel: Ich kann ein Auto fahren, das keine Klimaanlage hat, aber Reifen sind ein „must-have“. Als Grundlage dieser minimalen Anforderung kann ich an diesem Produkt (oder Dienstleistung) weiterarbeiten und es schrittweise verbessern. Dieses Vorgehen ist effizient. Weiterhin ist es auch messbar und auch kostengünstig.

Wichtiger Hinweis: MVP muss in jedem Fall den Kundennutzen erfüllen. Schönes Design und beste Usability und UX[1] stehen hier erst einmal an zweiter Stelle. Es muss unbedingt für den Kunden funktionieren und einen Nutzen darstellen, d.h. Kundenbedürfnisse erfüllen und somit Kundenzufriedenheit sicherstellen.

Der Vorteil hier liegt klar auf der Hand: Sie können Produkte oder Geschäftsmodelle testen, ob Sie funktionsfähig sind. Dies können Sie ohne großen Aufwand an Entwicklungskosten tun. Sie haben ja sehr frühzeitig das Feedback des Nutzers oder Kunden, welches Sie sofort „verarbeiten“ können. Der Kunde oder Nutzer – dies können auch interne Kunden in Ihrem Unternehmen sein – werden frühzeitig in den Entwicklungsprozess mit einbezogen und sind bis zum Endprodukt daran beteiligt.

Auf diesem Wege können sie wertvolle personelle und finanzielle Ressourcen einsparen. Ein weiterer Vorteil ist, dass es Ihnen eine Perspektivwechsel in der Entwicklung bietet. Das bedeutet, dass Sie durch diese Methode Verschwendung von Ressourcen vermeiden können. Somit ist dieser Prozess kostengünstig und auch mit einem deutlich geringeren Risiko behaftet. Wenn Sie nur eine geringe Summe in die Hand nehmen und Hypothesen aufstellen, die Sie dann step-by-step umsetzen ist das nicht teuer. Im Gegenteil!

Aus einem Tweet von Eric Ries:Auf dem heutigen Markt der Unsicherheit gewinnt derjenige, der am schnellsten lernt.

[1] User Experience: Erfahrungswerte vom Kunden

So funktioniert Build – Measure – Learn:

Es ist ein Modell, welches auf einen sich wiederholenden Zyklus aus drei Schritten besteht.

    1. build
    2. measure
    3. learn

Dies versetzt Sie in die Lage, kontinuierlich Feedbackschleifen zu nutzen. Diese dienen letztendlich dazu, die Durchlaufzeiten[1] möglichst gering zu halten. Ziel ist es, Ihr Produkt oder Ihre Geschäftsidee ständig zu optimieren, damit Sie schließlich Ihr anvisiertes Ziel immer kontinuierter zeichnen können. Am Ende dieses Prozesses steht beispielsweise ein neues markfähiges Produkt, eine marktfähige Dienstleistung oder eine zündende Geschäftsidee.

[1] Hier: Die Zeitspanne zwischen dem ersten und dem letzten Schritt in der Entwicklung.

Schritt 1: Build - Bauen

Der erste Schritt besteht darin, dass Sie Ihren ersten Schritt machen. Das bedeutet, dass Sie Ihre Idee umsetzen und daraus einen ersten Prototypen bauen. Das kann ein Produkt sein oder aber auch eine geniale Geschäftsidee oder etwas im Bereich Design… Das mag jetzt für den einen oder anderen seltsam klingen, dennoch können Sie so schnell den größten Nutzen erzielen. Wenden Sie hier aktiv das MVP an und halten sie Ihren ersten Entwurf so „schlank“ wie möglich.

Häufig liegt genau hier die Herausforderung. Zu Beginn jeglichen Entwicklungsprozesses sind viele Dinge noch sehr unklar.

    • Was ist das genaue Ziel beispielsweise des Kunden?
    • Welche Anforderungen müssen wir erfüllen?
    • Welche Dienstleistung / Produkt ist gewünscht und wir angenommen?
    • Wie und wo soll ich denn nun beginnen? Wichtig: Das ist egal, aber fangen Sie an.

Wenn Sie sich an dieser Stelle in Details verzetteln – möglicherweise werden diese am Ende gar nicht benötigt – verschwenden Sie an dieser Stelle bereits wertvoll Ressourcen. Bevor Sie sich den Kopf zerbrechen, was der Kunde benötigen könnte und am Ende aus dem hohlen Bauch heraus entscheiden, suchen Sie lieber aktiv nach Antworten. Diese finden Sie beim Nutzer. Fragen Sie diese/n einfach. Erzählen Sie von Ihrer Idee und Eurer Herausforderung, die Ihre gerne lösen möchtet. Aus diesen Gesprächen können Sie enorme Erkenntnisse ziehen, die Ihnen definitiv weiterhelfen werden.

Schritt 2: Measure - Messen:

Geht Ihr gebautes Minimum Viable Product in die richtige Richtung? Das werten Sie in diesem Schritt aus. Dazu ist eine Messung wichtig. Machen Sie sich bitte im Voraus – idealerweise beim Bauen – Gedanken über die KPIs.

Wo finden Sie diese Zahlen? Machen Sie eine Customer Journey. Hier gehen Sie den Weg, den beispielsweise ein Kunde geht, bevor er zu Ihrem Produkt kommt. Auf diesem Weg finden Sie auch sehr schnell die Berührungspunkte heraus.

Noch ein wichtiger Hinweis: Werden Sie beim Messen nicht zu ausführlich. Zu viele Daten und häufige Validierungen führen eher auf Umwege, statt auf den richtigen Weg. Dennoch ist es wichtig, wirklich relevante Daten in den Mittelpunkt zu rücken. So können Sie im nächsten Schritt auch Ihre Hypothesen überprüfen.

Schritt 3: Learn - Lernen:

In diesem Schritt setzen Sie die bisherigen Informationen in Relation zueinander. Halten Sie die Learnings fest. Sie sind ein wichtiges Fundament für das weitere Vorgehen, welches wiederum validiert werden soll.

Hier ein Fallbeispiel:

Unternehmen A hat den Prototyp (ein MVP) eines Bildungsportals erstellt. Angeboten werden ausgewählte, interaktive Lernspiele und Video-Clips. Nun misst und analysiert das Unternehmen das Nutzerverhalten:

    • Wie viele User nutzen Lernspiele?
    • Wie viele die Video-Sessions?
    • Gibt es Nutzer, die beide Optionen wahrnehmen? Wenn ja, wie viele?

Aufgrund dieser Ergebnisse und Ihrer Rückschlüsse können Sie nun das Ihr Angebot anpassen. Sollte sich beispielsweise herauskristallisieren, dass sich nur wenig Nutzer für Lernspiele interessieren, können Sie diesen Bereich wohl eher außer Acht lassen. Ist hier der Zugriff jedoch hoch und bei den Videosessions gering, bauen Sie logischerweise die Lernspiele weiter aus. Da Sie ja kontinuierlich können Sie in den nächsten Schritten Ihr Angebot noch weiter verfeinern – z. B. das Design oder evtl. auch eine Landingpage ins Netz stellen. Parallel dazu können Sie zusätzlich die Nutzer nach Ihren Erfahrungen mit Ihrem MVP befragen. Möglicherweise gibt Ihnen das Informationen, aus welchem Grund die Videosessions nicht genutzt worden sind. Somit wird Ihr System noch funktionsfähiger.

Ihr Fazit:  Hypothesen lassen durch die schrittweisen Anpassungen schnell und einfach überprüfen. Gleichzeitig können Sie auf Kundenwünsche flexibel reagieren und sogar potenzielle Neukunden mit Ihrem Angebot ansprechen. Lean-Startup ist nicht nur für Gründer, sondern auch für etablierte Traditionsunternehmen. Beide profitieren von dieser Methode und den damit verbundenen Feedbackschleifen.

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